Auflösung 1938
Nach der Auflösung des Vereins im Jahr 1938 und dem zweiten Weltkrieg war vorerst die gesamte alte k.k. Boots-Flotte des Ferienhortes verschollen.
Eines der letzten Bilder des Aetius - eines der ersten beiden Boote des Ferienhortes aus 1890 - in seiner damaligen Ferienhortfarbgebung "Olivgrün" nach k.k. Tradition. Hier jedoch bereits in den Händen der Marine Hitlerjugend im Jahr 1939. Wenig später landeten die k.k. Boote des Ferienhortes beim Bootsbauer Ratz in St. Gilgen. Aetius war eines der 13 Boote die nach dem Krieg durch schlechte Lagerung nicht mehr instandsetzbar waren.
Foto unbekannt, Sammlung FH
Nach der Beschlagnahmung der Liegenschaft durch die NSDAP Volksfürsorge (NSV) war nach Verbringung des Inventars 1939 ein Versuch eines HJ Lagers noch mit den alten Booten veranstaltet worden. Eine kurze Phase als Umsiedlerheim folgte, danach wurde die Liegenschaft von der NSV an die Marine vermietet.
Als Ausstattung der 1. Marine-Unteroffiziersvorschule (1.MUV) der deutschen Kriegsmarine am Wolfgangsee im beschlagnahmten Ferienhort wurden ab Oktober 1941 nach dem Ausscheiden der alten k.k. Giggs neben 9 Dingis auch 4 größere Segelboote– darunter ein „Seefahrtskreuzer“ namens „Loki“ und 3 Motorbooten, eines davon für 45 Passagiere - auch 7 zehnriemige Kutter nach dem Standardmuster der deutschen Kriegsmarine ("Torpedo - Kutter")mit Baujahren ca. um 1938 in Dienst genommen.
Einer der neuen Kutter im Hafen des Ferienhortes. Foto Kriegsmarine, Sammlung FH
Statt der ehemaligen k.k. Kommandos schallten nun reichsdeutsche Kommandos über den Wolfgangsee und es wurde von 1941 bis 1943 Marine-Unteroffiziersschüler ausgebildet.
Nach einer Inspektion durch Konteradmiral Schönemark Ende des ersten Halbjahres 1943 wurde die gesamte Truppe der 1.MUV Ende September 1943 nach Eudenbach bei Bonn-Hennef kommandiert und nach einer infanteristischen Ausbildung im März 1944 in die Kriegsmarine überstellt.
Antreten vor der Abfahrt der Unteroffiziersschüler mit der Salzkammergut Lokalbahn von der Station St. Wolfgang im September 1943 Richtung Bonn. Foto Kriegsmarine, Skriptum "Die Marineunteroffiziersvorschule und die Seeberufsfachschule am Wolfgangsee"
Mit 1. Oktober 1943 nahm die neue Seeberufsfachschule der deutschen Kriegsmarine unter Weiternutzung der Wasserfahrzeuge der 1.MUV ihren Betrieb im Ferienhort bis zum Kriegsende beziehungsweise offiziell bis zum 14. April 1945 auf.
Im Zuge des Einmarsches der US Armee waren kurzfristig nach Kriegsende große Teile der 106th Cavalry Group (Aufklärungsregiment, Befreier der Stadt Salzburg sowie des belgischen Königs in Strobl am Wolfgangsee) im Ferienhort untergebracht, wo deren Kommandant Colonel Vennard Wilson seine vielbeachtete Rede zum "National Memorial Day" am 30. Mai 1945 hielt.
Ausschnitt des Abschluss-Inventars der Seeberufsfachschule, eigentlich "2. Seemännische Marine Ausbildungsabteilung St. Wolfgang" vom 22. Mai 1945 mit Anmerkungen des wieder eingesetzten Ferienhort-Verwalters Riedl vom Juni 1945, welche Wasserfahrzeuge wohin kamen.
National Archiv Washington, S3.1005SA 14-99 NS-Volkswohlfahrt
Auch in dieser Phase wurden bereits die Boote im Ferienhort zu Vergnügungszwecken der US-Soldaten genutzt. Nach dem Abzug der 106th Cavalry wurde der Ferienhort nur mehr mehr schlecht als recht bewacht. Plünderungen, Brandunfälle und Verteilung der Innenausstattung auf andere Standorte durch die US Armee ließen die Liegenschaft und das Inventar in schlechtem Zustand zurück.
Die Boote der deutschen Marineschulen waren beim Wiedererstehen des Ferienhortes vorerst verschollen und tauchten so wie die von den Nationalsozialisten ausgeschiedenen k.k.Boote in St. Gilgen im Besitz des Bootsbauers Ratz und teilweise des Yachtclubs St. Gilgen - unter anderem als "Geschenk der Amerikaner an Einwohner" - auf.
St. Gilgen um 1945 (vor Errichtung und Eröffnung der Zwölferhorn-Seilbahn 1957) mit den beiden Standorten des Recreation Centers der US Army welches ca. bis 1947 bestand. Bereits ab 1946 begann das Tauziehen um den Seefahrtskreuzer "Loki" für welchen der Ferienhort bereits die Miete bezahlt hatte. Ein amerikanischer Captain hatte diesen jedoch illegal dem Verwalter des Yachtclubs als Entschädigung für beschädigte Boote überlassen. Auch hier war beim Yachtclub gemäß der Akten des National Archivs Washington der Bootsbauer Ratz aus St. Gilgen beteiligt.
Foto: Sammlung Eckel
Die Boote der Marineschulen kamen unmittelbar nach der Verwendung durch die 106th Cavalry im Ferienhort nach St. Gilgen um im "Recreation Center St. Gilgen der US-Army" (Hotel-Villa Billroth für "WAC"-Woman´s Army Corps sowie "Enlisted Men" mit Familien sowie Hotel Excelsior an der Seepromenade für ledige einfache Soldaten, heute Ischler Straße 18) der Erbauung der US Soldaten zu dienen.
|